Hochwasser- und Niedrigwassermanagement- auch eine Herausforderung für Ammerbuch?

Vortrag von Prof. Dr. habil. Heidi Elisabeth Megerle, Professur für Angewandte Geographie und Planung; Studiengangsleiterin B.Sc. Ressourcenmanagement Wasser, Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg

Die Titelfrage muss man nach dem Vortrag mit Ja beantworten. „Hochwasser ist grundsätzlich etwas ganz Normales“ stellte die Referentin zu Beginn des Abends klar und sprach damit die natürlichen Schwankungen der Wasserstände an. Für Ammerbuch sind jedoch die Starkregen­ereignisse von Bedeutung, die ganz lokal in kürzester Zeit, große Mengen Wasser bringen und im Zusammenhang mit dem Klimawandel häufiger werden.

Anhand von Bild- und Zahlenmaterial erläuterte Frau Prof. Megerle, wie verschiedene, menschengemachte Eingriffe und Veränderungen über die Zeit dazu beitragen, dass Hochwasser zu immer größeren Schäden und größerem Leid führen. Beispielhaft seien die Begradigung von Fließgewässern genannt, die zunehmende Versiegelung von Boden durch Wachstum der Siedlungs- und Industrieflächen oder die Trockenlegung von Auen und Mooren. Allein der Verlust dieser natürlichen Retentionsräume führt in Deutschland zu 20% weniger Versickerung; und was nicht versickern kann, fließt oberflächlich ab und lässt die Bäche anschwellen. In der Diskussion sprach ein Zuhörer die unzähligen Entwässerungsgräben auf der Ammerbucher Hochebene an, die das Wasser auf schnellstem Wege ins Tal leiten, wo es u.U. zu Hochwasser kommt, während das ehemals feuchte Gebiet austrocknet.

Bei der Suche nach Lösungen ist natürlich die Vorsorge für den Katastrophenfall wichtig, von der rechtzeitigen Information, über Hilfsmaßnahmen bis zum angemessenen Verhalten der Bevölkerung. Dann gibt es den technischen Hochwasserschutz, z.B. Dämme und Tore, sowie Maßnahmen, die den natürlichen Wasserrückhalt fördern, z.B. dauerhafte Bepflanzungsstreifen. Für Frau Prof. Megerle sind jedoch die Maßnahmen besonders wichtig, die noch „weiter oben“ greifen, also die langfristigen, präventiven Maßnahmen zur Vermeidung von Hochwasserereignissen, z.B. Flächenvorsorge.

Natürlich kennen die Einwohner von Ammerbuch die Gefahr von Überschwemmungen, manche der Zuhörer als direkt Betroffene. Doch dass auch Niedrigwasser für unsere Region Probleme bereiten kann, war manchen Anwesenden wohl nicht bewusst.

Allgemein haben Niedrigwasserperioden erhebliche Auswirkungen z.B. auf die Energiewirtschaft, die Wasserversorgung, die Binnenschifffahrt sowie auf die Organismen in den Gewässern. Und in Ammerbuch? Frau Prof. Megerle zeigte eine Karte, auf der ein Rückgang der Grundwasserneubildung in großen Flächen von Baden-Württemberg und Bayern ablesbar ist. Auch die Ammertal-Schönbuch-Gruppe (ASG) fördert Grundwasser und mischt es teilweise mit Bodenseewasser für die Versorgung der Ammerbucher Teilgemeinden (https://www.ammerbuch.de/leben-wohnen/wasser-abwasser/ammertal-schoenbuchgruppe).

Und hier schließt sich der Kreis: Wasser, das nicht versickern kann, fehlt später im Grundwasser. Für mehr Versickerung muss das Land sorgen, die Kommune und nicht zuletzt jeder einzelne.

E. Walcher-Andris